Die vierte Theaterversammlung des Projekts »Im Namen der Freiheit« fand unter dem Titel „Der Klang von Freiheit und Mitgefühl“ auf der großen Bühne der Oper in Frankfurt am Main statt. Die wissenschaftlichen und künstlerischen Impulse fragten danach, inwieweit Empathie und Mitgefühl Voraussetzung für Freiheit sind.
Empathie als Kleber der Gesellschaft
Prof. Dr. Tania Singer, Hirnforscherin und Wissenschaftliche Leiterin der Forschungsgruppe Soziale Neurowissenschaften bei der Max-Planck-Gesellschaft Berlin, betonte diesbezüglich drei Aspekte: Erstens, wie stark Empathie und Mitgefühl als Kleber des gesellschaftlichen Zusammenhalts sowohl im persönlichen Umfeld als auch im globalen Kontext über verschiedene Kulturkreise hinaus relevant seien. Zweitens zeigte sie die dringende Notwendigkeit auf, junge Menschen gezielt zu unterstützen, mehr Empathie zu trainieren. Das sei nämlich möglich. Drittens bräuchte es auch mehr Training des „Empathie-Muskels“ in der Breite der Gesellschaft, wofür ein größerer politischer Willen nötig sei.
Der Klang von Freiheit und Mitgefühl
Mareike Wink, Dramaturgin an der Frankfurter Oper, zeigte zusammen mit der Sopranistin Magdalena Hinterdobler, wie empathisches Fühlen gezielt in die Oper „Prinz Friedrich von Homburg“ eingeschrieben wurde. Das Publikum erlebte diese kompositorischen Strategien in einer Szene der Oper von Werner Henze. Gemeinsam mit dem Tenor Yves Saelens und dem Pianisten Lukas Rommelspacher stiftete Magdalena Hinterdobler mit dem Zwölftonduett einen tiefberührenden Klang um Freiheit und Mitgefühl in das 1400 Plätze große Auditorium der Oper.
Gemeinsam mehr Empathie spüren
Der Berliner Tänzer und Choreograph Raphael Moussa Hillebrand erzählte eine sehr persönliche Erfahrungsgeschichte. Menschen mit verschiedenen Hautfarben gleich zu behandeln, sei ein mitfühlender Lernprozess. Die gesellschaftliche Debatte um die Bedeutung von Hautfarbe stelle für ihn einen Indikator dar, dass dieser Lernprozess vieler Zeitgenossen noch nicht abgeschlossen sei.
Doch dabei beließ Raphael Moussa Hillebrand es nicht. Er initiierte vielmehr ein praktisches Beispiel dafür, wie einfach es sein kann, Fremden gegenüber empathisch zu sein. Alle Besucherinnen und Besucher des Abends standen in den Sitzreihen auf und massierten sich gegenseitig ihre Körper. Die positive Zugewandtheit Hillebrands übertrug sich ins Auditorium zum Abschluss der Impulse und entlud sich in einem sehr herzlichen Applaus.
Angeregte Diskussionen bis in die Nacht
Wie in Hamburg, Halle und Cottbus beteiligten sich auch in Frankfurt zahlreiche Gäste aus dem Publikum bei der Fishbowl-Diskussion, die Henrik Adler moderierte. Eine große Bandbreite von gesellschaftlichen Themen kam zur Aussprache. Das Bedürfnis, sich an der Debatte zu beteiligen, war stärker als die zeitlichen Möglichkeiten des Formats.
Nach über drei Stunden Programm kam es mit den Tischgesprächen im sogennanten Wolkenfoyer zum intensiven Finale – hier verhandelten die Besucherinnen und Besucher die verschiedenen Impulse des Abends. Eine Frankfurterin erzählte, wie tief der Abend sie berührt hätte.
Fotos: Nils Heck